LR: Wirtschaftskrise im Märchenwald
Es war einmal an einem wunderschönen Morgen im Märchenwald. Das kleine niedliche Rotkäppchen schlendert sehr nachdenklich den Waldweg entlang. Sie denkt über ihre doch eher perspektivlose Zukunft nach und wird dabei vom alten, hungrigen und „unter Strom stehenden“ Wolf beobachtet. Er fragt das Mädchen nach etwas Essbarem. Rotkäppchen lässt ihn abblitzen. Auch die anderen Bewohner im Großthiemiger Märchenwald haben zu kämpfen, wie am Wochenende beim traditionellen Weiberfasching zu erleben war.
Schneewittchen ist nur noch allein mit einem Zwerg, die anderen sind auf Montage im Westen. Rumpelstilzchen irrt planlos mit seinem Einkaufswagen umher – immer auf der Suche nach Pfandflaschen, um das Hartz IV-Einkommen aufzubessern. Und die Schneekönigin ist nervlich am Boden, weil sie gegenwärtig so viel zu tun hat. Auf dem Waldklimagipfel wurde ihr jedoch unmissverständlich klargemacht, dass es sich bald ausgeschneit hat. Alle Akteure beschlossen, den König aufzusuchen, um ihm gehörig einmal einzuheizen. Nach langem Hin und Her kommen alle zur der Einsicht: „Die Wirtschaftskrise macht auch vor den Bewohnern im Märchenwald nicht halt.“ Trotz allem feierten in Großthiemig alle ausgelassen bis in den Morgen.
Rund 90 Frauen aus Großthiemig und der Umgebung bis hin nach Sachsen waren der Einladung des Dorfklubs zum 5. Weiberfasching gefolgt und wurden auch in diesem Jahr wieder nicht enttäuscht. In mühevoller Kleinarbeit hatte die neue „Theaterspielgruppe“ aus dem Schradenland den Saal in der Gaststätte „Zur Linde“ dekoriert. Die ersten Planungen für diese Veranstaltung beginnen schon im Sommer. An mehreren Nachmittagen Ende des Jahres werden die Ideen konkreter. Kostüme und Requisiten werden hergestellt, und einen Tag vor der Veranstaltung wird der Ablaufplan noch einmal geändert, war von den Dorfklub-Mitgliedern zu hören. Mit toller Stimmung dankte die Partymeute den Veranstaltern für soviel Engagement. „Wir haben jedes Jahr mehr als die Hälfte Stammgäste, die unsere Gesellschaft zu schätzen wissen“, verriet Bernd Trobisch vom Dorfklub, der an diesem Abend in die Rolle der 90-jährigen Oma Elsa geschlüpft war und sie bestens verkörperte. Bei mehreren Showeinlagen kochte die Stimmung im Saal bald über. Junge und Ältere waren gleichermaßen in bester Laune. „Ich bin schon zum dritten Mal hier. Es macht einfach riesen Spaß“, erklärte die als Gretel verkleidete Heike Hänßgen aus Niederroda in der Gemeinde Weißig a. Raschütz, die ihren Hänsel mitgebracht hatte. „Auch ich bin schon zum dritten Mal bei dieser Party. Sie ist familiär und alle werden einbezogen“, resümierte der 41-jährige Hänsel alias Kerstin Peppert aus Hirschfeld. Hella Schmoller konstatierte: „Der Weiberfasching gehört einfach zu Großthiemig. Obwohl wir schon Omas sind, lässt es sich hier toll feiern.“ Ebenfalls nur lobende Worte fand Annett Lorenz aus Großthiemig: „Die Stimmung mit den vielen Weibern passt. Die Karnevalsveranstaltung ist einzigartig.“ Sie hatte sich kurzerhand Freunde aus dem sächsischen Blochwitz eingeladen, die ebenfalls sehr angetan waren von dem Abend. „Was hier geboten wird, muss man einfach gesehen haben“, so die 40-jährige Beate Ritter. Sie hatte ihre Tochter, die als Bunny verkleidete Cindy, mitgebracht.
Mit Showeinlagen hielten die Dorfklub-Mitglieder die Stimmung am kochen. So erzählten sie die wahre Geschichte von Rotkäppchen, und die Partyband die „Hüttenkracher“ sorgte für Stimmungslieder.
Der Höhepunkt an diesem Abend war jedoch die „eingekaufte“ Travestieshow von Miss Michelle Olivier. Mehr als eine Stunde lang begeisterte der Künstler aus Großenhain das Publikum mit Livegesang und einer Mischung aus Comedy, spitzen Konferenzen, jugendlichem Charme und einem Hauch Erotik. Allen, die ihn verpasst haben, sei der 23. Mai empfohlen. An diesem Tag ist der Künstler mit Show in Großenhain zu erleben.
Mirko Sattler
–> Bilder vom Weiberfasching 2010
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